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Überfahrt zur DüneAuch auf Helgoland kann das Wetter diesig und regnerisch-kalt sein, im Januar ist das eben so. Das waren meine Gedanken, als ich am Morgen nach der Ankunft aus dem Fenster schaute. Trübes Licht also und die kleinen Häuser sahen fast so grau aus wie der Himmel, sie schienen sich an diesen anzuschmiegen. Trotzdem war es schön, vielleicht weil der frische Geruch nach Meer in der feuchten Luft so besonders wahrzunehmen ist. Gerade angekommen, wollten wir das Meer genießen, das Rauschen der Wellen hören und den Wind im Gesicht spüren. Schon gestern abend hatte ich wieder dieses angenehme Prickeln im Gesicht nach dem kurzen Spaziergang im Regen durch die salzige Luft. Heute wollten wir deshalb zur Helgoland vorgelagerten Insel Düne herausfahren, um die Natur zu genießen und natürlich nach den Robben und ihrem Nachwuchs zu schauen.

Bis zum Anleger der Dünenfähre ist es nicht weit von unserer Unterkunft im Oberland. Vom Falm, der Kante, die das Ober- vom Unterland trennt, kann man das Meer und die Düne schon sehen. Es klarte sogar ein wenig auf und wir nahmen flugs die 184 Stufen der Treppe zum Unterland (hinauf bietet sich dann eher der bequeme Fahrstuhl an). Die Dünenfähre fährt im Stundentakt und um 11:00 Uhr waren wir dabei.

Morgenstimmung im OberlandHelgoland, KirchstraßeAussicht vom FalmAnleger Dünenfähre

Die kleine Strandinsel Düne ist ein einzigartiges maritimes Naturparadies. Auf nur ungefähr 0,7 km² Fläche bieten sich dem Naturliebhaber schier endlose Sandstrände und ein mit Sanddorn und Strandhafer bewachsenes Inselinneres. Nur hier und nirgendwo sonst auf der Weltfindet sich am Strand der Rote Feuerstein. Das größte Naturschauspiel sind aber die Seehunde und Kegelrobben, die seit den 1990er Jahren auf der Düne heimisch geworden sind und hier im Winter ihre Jungen zur Welt bringen und aufziehen.

Sanddorn auf der DüneGeheimnisvolles Inselinneres der DüneAllgegenwärtiger LeuchtturmImmer wieder kleine Flugzeuge

Überall Robben und Seehunde

Überall mahnen Schilder, dass man mindestens 30 Meter Abstand zu den Tieren einhalten soll. Doch das ist manchmal gar nicht so einfach, die Tiere sind einfach überall am Südstrand. Sie sind auch gut getarnt, und was man für einen Felsbrocken eines Wellenbrechers hält, der zum kurz Hinsetzen einlädt, entpuppt sich dann plötzlich auf den letzten Metern als wohlgenährte, massige Robbe. Oder die Tiere liegen quer über den ganzen Strand verteilt. Würde man mitten hindurch laufen, käme man auf ein bis zwei Meter an die Tiere heran. Also heißt es dann das Rudel weiträumiger zu umrunden, um die Tiere nicht zu beunruhigen. Denn gerade, wenn Jungtiere dabei sein, erntet man schnell einen mißmutigen Blick der Mütter. Die jungen Robben brauchen die Ungestörtheit, damit sie sich die dicke Fettschicht anfuttern können, die zum Überleben im Meer so wichtig ist.

Aber auch dreißig Meter Abstand sind vollkommen ausreichend, um die Meeressäuger gut beobachten zu können. Oft liegen sie nur in Gruppen herum und dösen oder kratzen sich mit den Flossen hinter dem Ohr. Das sieht dann schon putzig aus, so als winkten sie einem zu. Doch mitunter kommt auch Leben in die Meute, bei den Werbe- und Liebesspielen im Wasser geht es temperamentvoll und leidenschaftlich zu. Faszinierend zu beobachten, wie zärtlich die massigen Tiere miteinander umgehen können und wie leicht und elegant sie sich im Wasser bewegen.

Wälzende KegelrobbeHelgoland, Junge RobbeRobbe auf dem Weg ins MeerRobbenküsschen vor der Brandung

RobbenportraitNeugeborene RobbeRobbeneleganzSonnenbad

Der Südstand der Düne ist also fest in Robbenhand, aber zwischen diesen großen Tieren darf man auch die kleinen Seevögel nicht übersehen: Die Möwenkolonien, einzelne Dohlen auf Futtersuche und natürlich die vielen Trupps der geselligen Strandläufer und Austernfischer.

Junger AusternfischerDohle auf Futtersuche am StrandMöwen am SüdstrandStrandläufer

StrandläuferDösender MeeresstrandläufertruppMeeresstrandläuferMeeresstrandläufer: Aufpasser

Auch im Winter kann man sich hervorragend den ganzen Tag auf der Düne aufhalten. Zum zwischendurch Aufwärmen bietet sich das familiäre Flughafenrestaurant an, wo auch die Piloten ihre Mittagspause verbringen. Neben Pommes Frites und Currywurst gibt es leckere, wärmende Suppen und den besten Lumumba Helgolands, machmal sogar echten Helgoländer Sekt. Auf der Terrasse stehen ein paar gemütliche Strandkörbe bereit, in denen man es auch bei kühlerer Witterung prima aushalten und die Starts und Landungen der kleinen Flugzeuge aus nächster Nähe beobachten kann.

Genauso verbrachten auch wir den Tag. Gut zwei Stunden „Robbenwatching“ am Südstrand, ein schönes Mittagspäuschen und dann wollten wir am Nordstrand zurück zum Anleger laufen. Das Licht war toll, der starke Wind hatte die Wolken vertrieben und die Sonne tauchte die ganze Insel in einen milden, goldenen Schimmer.

Goldenes Licht und Wolkenwand

Wir standen am Nordstrand und blickten hinüber nach Helgoland. Eine dicke, schwarze Wolkenwand stand über der Insel und wir konnten es regnen und stürmen sehen. Die Windrichtung passte, innerhalb kürzester Zeit verdunkelte sich auch auf der Düne der Himmel und die ersten dicken Regentropfen begannen zu fallen. Schnell wurde der Regen so stark und ging auch noch in Hagel über, dass an fotografieren nicht mehr zu denken war. Kamera und Objektiv waren schon nass und jetzt kam noch der aufgewirbelte Sand hinzu. Ich konnte die Ausrüstung gerade noch wegpacken, bevor der Himmel so richtig seine Schleusen öffnete.

Der Sturm war so stark, dass an eine Fortbewegung gegen den Wind nicht zu denken war, selbst mit dem Wind hatte man Schwierigkeiten, die Balance zu halten. Aber welch eine Lichtstimmung, was für eine Geräuschkulisse! Der Wind pfiff und heulte, Wellen und Gischt brodelten und schlugen hart auf den Wellenbrecher der Aade, der nordöstlichen Inselspitze. Loser Sand fegte über den Strand und sorgte im Gesicht für ein Naturpeeling. Ein grandioses Naturerlebnis!

Nach dem HagelschauerLeuchtturmBungalowsiedlung "Komfort"Dünenfähre vor Nachmittagssonne

 

Teil 1: Helgoland, die (fast) unerreichbare Insel

 

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