Ich habe das schon eine ganze Zeit im Hinterkopf und bereits in den letzten Monaten alle einigermaßen hübschen Schraubverschluss-Gläser gesammelt. Marmelade kochen! Nach Aussagen meiner Kollegin die allereinfachste Sache der Welt und selbst gemachte Lebensmittel sind sowieso die besten. Man weiß, was drin ist und besser als die Industrieprodukte schmeckts auch. Die Erdbeersaison habe ich schon verpasst, ebenso den Rhabarber und die Stachel- und Johannisbeeren. Gestern ging ich los – extra auf den Wochenmarkt – um wenigstens noch ein paar Heidelbeeren zu erstehen.
Der Freitagsnachmittags-Markt ist meist gut bestückt und da gab es doch diesen Obst- und Gemüsestand mit der immensen Auswahl. Aber ich traue meinen Augen nicht – nur fünf mickrige Stände: zwei Bäcker, ein Metzger, der Stand mit Knoblauch, Gewürzen und Vorspeisenhäppchen sowie der holländische Blumenmann. Kein Obst weit und breit, ist vielleicht noch Sommerpause.
Macht aber nichts, dann schaue ich eben im Supermarkt nebenan. Da gibts jetzt am späten Nachmittag natürlich nur noch ein einziges Schälchen Heidellbeeren zu 200 Gramm. So ein kleines Marmeladenglas habe ich gar nicht, aber ich nehme das Schälchen trotzdem mit, weil ich auch noch Heidelbeerpfannkuchen machen möchte. Was gibts denn sonst an Obst? Ein Kilo französiche Aprikosen, die in einer Plastikschale zusammengepfercht sind? Besser als nichts, vorsichtshalber nehme ich noch 300 Gramm türkische Zuckeraprikosen dazu. Und den Gelierzucker nicht vergessen. Hier gibts leider nur den „2:1“, nach meinem Rezept sollte es „1:1“ sein. Aber zwei Teile Früchte, ein Teil Zucker wird dann sicher nicht so süß. Zu Hause sehe ich, dass das Zeug auch noch Sorbinsäure als Konservierungsstoff enthält. Die Zutaten sind also ein wenig suboptimal, aber ich möchte das jetzt endlich ausprobieren mit dem Marmeladekochen.
Erst mal die Aprikosen verlesen, es sind viele matschige dabei. Kimba freut sich darüber, aber für die Marmelade fehlen sie dann natürlich. Die verbliebenen Aprikosen lege ich in einen Topf, überbrühe sie mit kochendem Wasser und überlasse sie ein paar Minuten sich selbst. Denn die Schale muss runter und so sollen sie sich leichter pellen lassen. Ich gieße die Früchte ab und fange am Küchentisch gemütlich an zu pellen. Ganz schöne Matscherei ist das, die Aprikosen sind durch das Bad im heißen Wasser recht weich geworden. Immerhin lassen sie sich wirklich einigermaßen gut pellen. Nur die kleinen Zuckeraprikosen nicht, da löst sich kein Fitzelchen Schale und ich muss die kleinen Kugeln schälen. Die nackten, weichen, entsteinten Hälften müssen noch in kleine Stückchen geschnitten werden. Nach einer dreiviertel Stunde trieft das Holzbrettchen vor Aprikosensaft und meine Hände nehmen eine deutliche orange-bräunliche Farbe an. Aber ich habe nun genau 601 Gramm „vorbereitete Früchte“ in meiner Schüssel. Darunter rühre ich 300 Gramm Gelierzucker und lasse das über Nacht stehen.
Nächster Morgen. Hunderunde, gut frühstücken und dann ran an die Marmelade. Die Gläser habe ich gestern abend schon in die Spülmaschine gepackt. Ich spüle sie noch mal mit kochendem Wasser aus und stelle sie kopfüber auf ein Geschirrtuch zum Abtropfen. Dann kommt der Topf mit dem Aprikosen-Zucker-Gemisch auf den Herd und ich lasse das Ganze unter Rühren aufkochen. Vier Minuten soll das kochen und man soll den entstehenden Schaum abschöpfen. Bei mir entsteht kein Schaum (habe ich was verkehrt gemacht?) und nach vier Minuten kommen mir die Früchte noch etwas marmeladenuntypisch hart vor. Ich gebe der Fruchtmischung noch zwei Minuten, drehe flugs die Gläser um und fülle die Mischung bis unter den Rand ein. Zwei Gläser, ganze zwei Gläser ergibt das als Ausbeute. Plus ein kleiner Rest zum Probieren, den ich in das für den Schaum bereitgestellte Schüsselchen gebe. Gläser mit den Twist-of-Deckelchen schnell zuschrauben und wieder auf den Kopf stellen. Fertig! Sieht gut aus, auch wenn das Endergebnis vielleicht eher als etwas angedicktes Kompott durchgehen könnte.
Merke fürs nächste Mal: qualitativ bessere Früchte kaufen, Zucker ohne Konservierungsstoffe verwenden und dann wird es noch besser. Denn Spaß hat es gemacht und die erste Geschmacksprobe war vielversprechend!