Datenmaterial in Form von umfangreichen Statistiken und Zahlenkolonnen findet sich in großer Zahl im Internet. Die Webseiten von Behörden, Verbände und anderen offizielle Institutionen sind eine wahre Fundgrube für solche Informantionen. Doch die schriftliche Interpretation dieser Daten ist langatmig und meist wenig fesselnd für den Leser. Ansprechender ist die visuelle Aufbereitung solcher Datenmassen in Form von thematischen Karten. Hier ein Beispiel, wie man Google Maps in Verbindung mit Google Fusion Tables dafür nutzen kann.
Beispiel: Übernachtungszahlen im Périgord
Für Touristen oder Reiseveranstalter interessant ist vielleicht die Frage, wie hoch die Übernachtungszahlen in einem bestimmten Urlaubsgebiet sind – beispielsweise im Périgord, also dem Departement Dordogne. Das französische Amt für Statistik, INSEE, bietet dazu die Erhebung „Tourismus nach Kommunen“ zum Download an. Die Datei enthält knapp 37.000 Datensätze für ganz Frankreich, gefiltert nach dem Departement Dordogne sind es immer noch 557. Doch visuell aufbereitet erkennt man auf einen Blick die Übernachtungshochburgen: Es sind die Gebiete um die größeren Städte Perigueux und Bergerac, die Gemeinden entlang der Vézère (von Le Bugue über Montignac bis Terrasson) und die Gegend um Sarlat.
Übernachtungszahlen im Périgord. Über diesen Link öffnet sich eine nicht ganz so gedrängte Ansicht: Google Maps mit Fusion Tables: Übernachtungszahlen im Périgord
1. Daten zusammentragen, aufbereiten und Google Fusion Table erstellen
Das Datenmaterial für diese Karte wurde von INSEE als Excel-Datei zur Verfügung gestellt. Diese kann je nach benötigtem Zweck weiter aufbereitet werden. Für das Beispiel wurden nur die Datensätze des Departements Dordogne benötigt und in einer separaten Datei gespeichert. Google ist sehr pingeling, was Ortsangaben betrifft. Sollen die Orte im richtigen Land angezeigt werden, müssen die Angaben so präzise wie möglich sein. In einer neuen Spalte „Geocode“ wurden deshalb noch Postleitzahl, Ortsname und die Information „Aquitanien, Departement Dordogne, Frankreich“ verkettet.
Für die Erstellung der Fusion Table benötigt man einen Google-Account. Einmal angemeldet, kann unter „Drive“ über die rote Schaltfläche „Erstellen“ das Element Fusion Table ausgewählt werden. Beim ersten Aufruf von Drive muss diese Anwendung möglicherweise erst über „Weitere App hinzufügen“ ausgewählt werden. Die Excel-Datei wird dann über „Durchsuchen“ und „Next“ ausgewählt und hochgeladen.
2. Geocodierung durchführen
Als nächstes muss Google mitgeteilt werden, in welcher Tabellenspalte geografische Angaben zu finden sind. Dazu wird in der Spaltenbezeichnung über das kleine Dreieck ein Menü ausgeklappt und über „Change“ der Datentyp der Spalte auf „Location“ gesetzt. Schließlich wird die Geocodierung über das Menü „File“ mit dem Befehl „Geocode“ gestartet. Ob alle Orte dort angezeigt werden, wo sie hingehören offenbart ein Blick in die Kartenansicht (Reiter „Map“). Sind einige Ausreißer dabei, können diese manuell geändert werden: Die Zeile mit dem entsprechenden Eintrag suchen, zum Bearbeiten öffnen und „edit geocode“ aufrufen. Ist das Ergebnis insgesamt zu ungenau, hilft nur die Ortsangaben insgesamt zu überarbeiten und die Tabelle am besten in Fusion Tables neu zu erstellen.
3. Eine Schablone für die Gemeinden hinzufügen
Die Orte werden standardmäßig als gleich große rote „Marker“ in der Karte angezeigt. Optisch ansprechender wäre eine farbliche Kennzeichnung der Gemeindefläche. Leider werden diese standardmäßig in Google Maps nicht angezeigt. Abhilfe schaffen hier sogenannte Shapefiles. Das französische Geografische Institut (IGN) bietet z. B. solch eine Datei zum Download und zur freien Verwendung an. Über die Seite shapeescape muss diese Datei ebenfalls in Fusion Tables hochgeladen werden.
4. Daten und Shapefile kombinieren
Eine der beiden benötigten Tabellen muss in Fusion Tables geöffnet sein. Über „File“ -> „Merge …“ wird diese dann mit der zweiten Tabelle zusammengeführt. Als Verbindungsfeld dient dabei die Spalte mit den Postleitzahlen, die in beiden Tabellen gleich ist. Man erhält eine neue Tabelle als Kombination der beiden Ausgangstabellen. Hier muss nun wieder geocodiert werden: Die Umrisse der Gemeindeflächen enthält die Spalte „KML“ aus der IGN-Tabelle. Diese bekommt also den Datentyp Geocode. Dann muss die Geocode-Prozedur aus dem File-Menü noch einmal durchgeführt werden.
5. Das Aussehen der Karte anpassen
Das Aussehen läßt sich recht komfortable über den Reiter „Map“ und „Change Map styles“ anpassen. Die Füllfarben der Gemeinden in Abhängigkeit der Übernachtungszahlen werden dort unter „Polygons -> Fill Color -> Buckets festgelegt. Es gibt noch weitere Optionen, z. B. ob die Legende angezeigt werden soll. Ebenfalls im „Map“-Menü kann man das Info-Fenster anpassen, also die Informationen die angezeigt werden, wenn man in der Karte auf eine Gemeinde klickt.
6. HTML-Code generieren
Entspricht die Karte dem gewünschten Aussehen, kann man sich den HTML-Code zum Einbinden in eine Webseite über „Map -> Publish“ generieren lassen. Diese Datei lässt sich bei Bedarf noch weiter anpassen. So lassen sich weitere Befehle hinzufügen, um der Übersichtlichkeit halber lokale Straßen auszublenden.
Grundsätzlich darf man das. Bei den shapes und dem Statistikmaterial muss man natürlich schauen, wie die Bedingungen dort im Einzelfall geregelt sind. Bei meinem Beispiel darf beides verwendet werden. Eine Alternative zu Google Maps stellt noch Open Street Map dar.
Hier noch ein Link zum Thema: http://www.selbstaendig-im-netz.de/2011/11/02/recht/google-maps-gewerblich-nutzen-recht-und-kosten/
Darf ich die so aufbereitete Karte auch zu gewerblichen Zwecken veröffentlichen?